02 Februar 2014

Die besten Stories von Jack Williamson (“The Best of Jack Williamson”)

Erstausgabe USA 1978 (Gegenstand der Rezension: deutsche Übersetzung)

Die Science-Fiction-Kurzgeschichten dieses Bandes gehörten zu den ersten SF Stories überhaupt, die ich in jungen Jahren in die Hände bekam. Auf einem Flohmarkt habe ich den auf den ersten Blick billigen und unscheinbaren Band aus dem Hause “Playboy” (ja, die haben damals auch SF-Sammelbände herausgegeben, ich weiss bis heute nicht genau warum) erstanden, nicht ahnend dass ich damit quasi das “Best Of”-Album eines der ganz wenigen Giganten der SF in Händen hielt.

Auf meinem ersten großen Algerienurlaub mit 12 Jahren war das Buch mein ständiger Begleiter, und die Geschichten prägten mich tief. Erst später wurde mir bewusst, welchen prägenden Einfluss Jack Williamsons Stories nicht nur auf meine junge Leserseele hatten, sondern auf das gesamte SF-Genre überhaupt.

Heute ist es dank Internet und Wikipedia ein Leichtes, sich ein Bild von seinem Wirken und Einfluss auf andere SF-Größen wie Heinlein und Asimov zu verschaffen. Doch damals lag der Band quasi gleichberechtigt neben dem 370. Kishon-Sammelband und einer Tonne Ramsch-Liebesromane auf dem Flohmarkttisch - ein wahrer Glücksgriff also!

Doch zurück zu Jack Williamsons Buch.
Die “besten Stories” sind eine gut ausbalancierte Sammlung seines Schaffens - wenn auch keine aktuelle. Denn obwohl Williamson seine ersten Kurzgeschichte, “The Metal Man”, bereits als 20jähriger im Jahr 1928 veröffentlichte - diese 1978 veröffentlichte Kurzgeschichtensammlung kann gar nicht aktuell sein, denn Williamson schrieb noch bis ins hohe Alter: er starb 2006, und seinen letzten Roman hat er noch 2005 veröffentlicht, im Alter von 97 Jahren!

Eine Geschichte, welche mich auch jetzt noch ab und zu beschäftigt (und Grund genug war, das Buch neulich nochmals zu lesen), lautet “Die Hände im Schoss”.
Ich habe insgesamt sechs Jahre bei der Firma Google in Dublin gearbeitet, und mich natürlich (obwohl ich im Vertrieb tätig war) auch mit Google’s Interesse an Daten und den weltweiten Data-Centern beschäftigt. Und auch jetzt kommt Google ja immer stärker auch mit Neuigkeiten zum Thema “Robotik” in die Presse.
Zu meiner Zeit als “Googler” (2007-2013) wurde mir eines klar: wenn es überhaupt eine Firma auf dem Planeten gibt, welche das Zeug hat eine “K.I.” zu erschaffen, dann ist dies Google. Beispielsweise speichert die Firma mindestens einmal täglich das komplette (!) Internet in seinen Datacentern ab. Und keine Version davon wird je gelöscht oder Überschrieben.

Was hat dies mit Jack Williamson zu tun? Nun, eine ganze Menge! In seiner Geschichte “Die Hände im Schoss” geht es nämlich um die uralte SF-Frage (noch lange vor “Terminator” und “Skynet” oder “Battlestar Galactica’s” “Cylonen”), was mit uns Menschen passiert, wenn wir die perfekte KI / perfekte Roboter haben, die darauf programmiert sind, den Menschen zu dienen und dafür zu sorgen, dass ihm nichts, aber auch gar nichts zustossen kann.

Gekonnt entwickelt Williamson hier ein Schreckensszenario absoluten Stillstandes und völliger Unfreiheit des Menschen durch von ihm selbst erschaffene “Diener”.
Andere Geschichten wie z.B. “Die Nase des Hausierers” sind gekonnte SF-Komödien, und in "Das kalte grüne Auge" zeigt er eine hohe Affinität zu asiatischen Religionen (in dem Fall dem Jainismus) und dem Konzept der Wiedergeburt.

Alles in allem ist der Sammelband eine gute Mischung aus ernsten, sozialkritischen, lustigen und philosophisch anregenden Geschichten.

Für alle Fans von SF oder solche, die mal in dieses Genre reinschnuppern wollen - Jack Williamson ist ein Gigant, der leider nie die gleiche Verbreitung wie Heinlein, Lem oder Asimov erfahren hat.


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